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Reisebericht Münsterland 16. – 21.07.2015

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Unsere Reisegruppe – bestehend aus langjährigen Mitgliedern und Freunden der SNH-Reiseangebote, aber auch etlichen „neuen Gesichtern“ – hatte dieses Mal das Münsterland zum Ziel. Das Motto: Geschichte und Geschichten, zu dem beim üblichen Vortreffen Informationsmaterial verteilt worden war.

Bei überwiegend gutem Wetter wurde vom Standort des Hotels in der Innenstadt von Münster aus ein vielseitiges, auf SNH-Art vorbereitetes und betreutes Programm realisiert. Stadtführungen gab es neben Münster auch in Nottuln und Telgte. Ein Schwerpunkt der Reise waren Leben und Schaffen der Annette von Droste-Hülshoff mit Besuchen im Rüschhaus/Nienberge und dem Wasserschloss Burg Hülshoff in Havixbeck.

Münster ist vor kurzem Großstadt geworden. Von den jetzt 300.000 Einwohnern sind 50.000 Studenten, die das Flair der alten Bischofsstadt mit prägen. Stadtführer und SNH-Reiseleitung vermittelten einen vielschichtigen Überblick über die wechselvolle Geschichte Münsters. Beispielhaft sollen hier nur genannt werden der Domberg als Ausgangspunkt der Missionierung unter Liudger im 9. Jahrhundert und der Stadtentwicklung, die dramatische Wiedertäuferzeit (1534/1535) mit den am Ende hingerichteten Protagonisten Jan van Leyden, Knipperdolling und Krechting sowie der Friedenssaal im Rathaus (Frieden von Münster und Osnabrück 1648, bei dem der Hofheimer Landsberg ja auch eine Rolle gespielt hat). Der Wiederaufbau der völlig zerstörten Innenstadt bald nach Ende des 2. Weltkrieges kann auch aus heutiger Sicht nur bewundert werden. Und dann gab es noch den Kiepenkerl: ein Vertreter dieser ausgestorbenen Spezies wollte „rein zufällig“ die Bekanntschaft unserer Reisegruppe machen.

An vielen Gebäuden in Münster und darüber hinaus begegnet man dem gestalterischen Genius des Barockbaumeisters Johann Conrad Schlaun, auch der „Balthasar Neumann des Münsterlandes“ genannt. Beispiele seiner Arbeiten konnte unsere Reisegruppe nicht nur in Münster (Schloss, Clemenskirche, Erbdrostenhof) sehen, sondern auch Nienberge (Rüschhaus), Nottuln (Kurienhäuser) und nicht zuletzt im „Westfälischen Versailles“, dem größten Wasserschloss Westfalens in Nordkirchen.

Zu den besuchten Wasserburgen bzw. –schlössern gehörte auch die Burg Vischering bei Lüdinghausen, die eine der besterhaltenen Ringmantelburgen ist und ein sehenswertes kleines Museum enthält.

Nottuln, nahe der Baumberge, aus denen der begehrte Sandstein für die Gestaltung der Gebäudefassaden in und um Münster stammt, wird geprägt vom ehemaligen Konvent adeliger Stiftsdamen. Über deren Einfluss und Geschick wurde bei der Führung berichtet. Im Ort ist auch die älteste Blaudruckerei Nordrhein-Westfalens beheimatet, bei der es ebenfalls eine kleine Führung gab.

Telgte, direkt an der Ems gelegen, ist eine hübsche, von Kriegsschäden verschont gebliebene Kleinstadt, die seit der Zeit der Gegenreformation zu einem bedeutenden Wallfahrtsort geworden ist. Unsere SNH-Gruppe bekam vermittelt, dass diese alte Tradition heute sogar verstärkt lebendig ist. Thematisiert wurde auch Günther Grass‘ Erzählung „Das Treffen in Telgte“.

Das Münsterland ist bekanntlich auch Pferdeland: Dem galt ein kontrastreicher und sehr anschaulicher Besuch des berühmten Nordrhein-Westfälischen Landgestüts in Warendorf. Dort werden bekanntlich Hengste gezüchtet und deren Sperma weltweit an Pferdezuchtbetriebe verkauft.

Zurück zu Münster: Auf dem großen Platz vor dem Dom ist samstags immer Markttag. Dieser Tag stand unseren Teilnehmern zur freien Gestaltung und wurde von ihnen aktiv genutzt. Sie besuchten nicht nur den Markt, sondern auch Museen und Kirchen, waren unter den Arkaden des gediegenen Prinzipalmarktes unterwegs und – bei bestem Wetter – in Eisdielen antreffen. Auch das Antiquariat gegenüber der Überwasserkirche, das im Fernsehen Wilsberg heißt, wurde zum Ziel. Man genoss einfach das besondere Flair dieser Stadt.

Fahrräder und Münster gehören, wie man weiß, zusammen, was Fußgängern erhöhte Aufmerksamkeit abverlangt. Räder heißen hier auch „Leeze“. Das Wort stammt aus der „Masematte“, einer so genannten Mundartmischung aus Jiddisch und Rotwelsch. Dies war die Sprache der Arbeiter und fliegenden Händler, aber auch der Gauner und Vagabunden in und um Münster für etwa 100 Jahre bis zum Ende des 2. Weltkrieges. Viele Masematte-Wörter werden aber noch heute verwendet – siehe Leeze – und besitzen eine Art Kultcharakter.

Am Abreisetag gab es zum Ausklang eine kleine Schifffahrt auf dem Aasee. Der See, kaum 2 m tief, staut das Wasser der Aa und dient auch der Regulierung bei Hochwasser. Danach der kurze Abstecher auf dem Mühlenhof (eine westfälische Kleinausgabe des Hessenparks) und die letzte Mittagsrast im „Himmelreich“, einem direkt am See gelegenen Restaurant.

Architekturen haben eine beachtliche Rolle bei unserer Reise gespielt. Und so war der Zwischenstopp auf einem Autohof an der A 45 bei Siegen auf halber Rückfahrt als Überraschung so geplant, dass die Kurzbesichtigung einer außergewöhnlichen Autobahnkirche möglich war (siehe unter Bildergalerie dieser Homepage). Die Architekten dieser Kirche von 2013 waren übrigens Schneider + Schumacher, Frankfurt, die auch die jüngste Städel-Erweiterung entwarfen.

Die SNH hat erstmals einen Bus buchen können, der über besonders bequeme Ein-/Ausstiege und viel Beinfreiheit verfügt. Ein Komfort, den die Teilnehmer sehr geschätzt haben.

Die Hitze hat unseren Reisegästen zusätzliches Stehvermögen und Ausdauer abverlangt. Diese Herausforderung ist von den Damen und Herren bewundernswert bewältigt worden. Dafür sowie das harmonische, rücksichtsvolle Miteinander möchten die SNH-Reiseleiter Gisela Tan, Ingrid Kairat und Hartmut Hahn herzlich danken.

Text: H. Hahn

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